Chiasso 90 Minuten Paroli geboten
In einer taktisch geprägten Partie hält der Zurzibieter Zweitligist gut mit. In der Verlängerung lassen die Kräfte nach. Am Ende unterliegt der FC Klingnau dem FC Chiasso mit 0:2.
So viele Zuschauer waren wohl noch selten auf dem «Grie», dem Klingnauer Sportplatz, erschienen. 800 waren es gut und gerne am gestrigen Sonntagnachmittag. Bestes Fussballwetter und ebenso gute Stimmung liessen auf ein spannendes Spiel hoffen.
Das Heimteam war in der Startphase darauf bedacht, den Challenge League Club vom eigenen Tor fernzuhalten und sich nicht von einem frühen Gegentreffer in die Enge drücken zu lassen. Und das tat es bestens. Der FC Chiasso kam in der Startphase zu keinerlei Chancen, wenn er auch mehr in Ballbesitz war.
Klingnau ebenbürtig
Die erste halbwertige Möglichkeit gehörte nach 10 Minuten den Rot-Schwarzen. Arjanit Kabashaj stand aber nach einer Flanke von Besnik Golaj im Abseits. Kurz darauf zischte ein Weitschuss von Nexhdet Gusturanaj am Tor vorbei.
Nach knapp 20 Minuten tauchte dann Chiasso auch ein erstes Mal vor dem Tor von Robin Meier auf, Andrea Padula verpasste es aber, das erste Tor zu erzielen. Auf der anderen Seite versuchte sich Klingnaus Arbnor Gjokaj im Gegenzug ebenfalls mit einem Weitschuss. Erfolg brachte er ihm aber auch nicht.
Bis zur Pause passierte nichts nennenswertes mehr. Zweimal war Robin Meier noch gefordert, als er nach Freistössen sein Können zeigen konnte. Die ganz grossen Paraden musste der 22-jährige Schlussmann nicht auspacken.
Mit dem 0:0 gingen die beiden Mannschaften in die Pause. Unter den Fans wurde schon geredet, ob da nicht noch eine Überraschung drin läge, Klingnau hätte doch gut mitgehalten. Das hat Klingnau in der Tat getan, wenn auch die zwingenden Chancen noch fehlten.
Paraszhidisz verletzt ausgewechselt
Und so ging es auch nach dem Pausentee weiter – Klingnau spielte gut mit, hielt hinten dicht, aber die zwingende Chance fehlte. Ein Tor war nicht wirklich in Aussicht – ein Gegentor aber zum Glück auch nicht. Nach 54 Minuten der erste Aufreger, aber aufgrund einer Verletzung. Mittelfeldspieler Krisztian Paraszhidisz prallte mit einem anderen Spieler zusammen, blieb benommen liegen. Vier Team- und Staffmitglieder trugen ihn nach einigen Minuten der Pflege vom Platz, für ihn ging es nicht mehr weiter. Nach eigener Aussage hat er sich wohl eine starke Rippenprellung zugezogen. Für Paraszhidisz kam Polat Günes in die Partie.
Und dieser Polat Günes zeigte gleich seinen Vorwärtsdrang, stürmte nur eine Minute nach seiner Einwechslung durch die Platzhälfte des FC Chiasso. Ein lautes Raunen ging durchs Publikum, gefolgt von tosendem Applaus, als Günes schlussendlich einen Eckball für seine Mannschaft herausholen konnte.
In die Verlängerung gerettet
Als die Schlussviertelstunde anbrach, hatten sich die meisten Zuschauer in Gedanken wohl schon in die Verlängerung begeben. Doch soweit war es noch nicht. Der ehemalige Juventus-Junior Zoran Josipovic zeigte in der 80. Minute sein Können, als er zu einem Seitfallzieher ansetzte. Der Ball flog aber auf statt ins Tor. Ansonsten zeigte der Stürmer von Chiasso eine schwache Partie. Die Aktion schien aber immerhin seine Teamkollegen etwas zu beflügeln, sie übten in der Schlussphase zum ersten Mal permanent Druck auf das Tor von Klingnau aus. Etwas gelingen wollte ihnen aber nicht mehr.
Als der Schlusspfiff nach 90 Minuten ertönte, war der Applaus von den Rängen laut – verdientermassen. Denn der Zurzibieter Zweitligist hatte soeben gegen eine Profimannschaft ein Unentschieden erreicht. Die Sensation lag also nach wie vor in der Luft, denn es kam zur Verlängerung.
Doppelschlag innert sieben Minuten
Dort übernahmen die Tessiner Gäste, deren Fans während fast der ganzen Spielzeit schöne Sprüche skandierten, das Spieldiktat. Und nach sechs Minuten in der Extraspielzeit wurden die Fans für ihre weite Anreise belohnt. Nach einem Fehler und dem anschliessenden Einwurf waren die Klingnauer zu wenig sortiert. Captain Michele Monighetti tankte sich auf der linken Seite durch und traf mit einem Schuss in die rechte untere Torecke. Robin Meier war mit den Fingern noch dran, aber zu wenig effektiv, um den Ball noch ins Out lenken zu können. Chiasso war erlöst.
Nun wurden bei den Klingnauern die Beine schwer, die sonst schon arg in Mitleidenschaft gezogene Kondition liess noch mehr nach. In der 103. Minute zeigte der FC Chiasso zum ersten Mal, dass er mit Profis bestückt ist. Nach einer wunderschönen Ballstafette konnte der eingewechselte Carvalho nur noch einschieben und so den Spielstand auf 0:2 stellen. Damit war die Suppe gelöffelt.
In der zweiten Hälfte der Verlängerung versuchte es Klingnau noch mit einer offensiveren Spielausrichtung, aber es sollte nicht sein. Nach der Partie war aber niemand böse – im Gegenteil. Alle Anwesenden waren voll des Lobes für die Mannschaft von Danijel Kovacevic und Goran Duvnjak. Absolut zurecht! Der FC Klingnau hat seine Haut so teuer wie nur möglich verkauft und den Profis des FC Chiasso über weite Strecken die Stirn geboten. Diese positiven Erlebnisse gilt es nun in den Meisterschafts- und Aargauer-Cup-Alltag mitzunehmen. Dann ist auch da Grosses möglich!
Telegramm: Sportpatz Grie, Klingnau, 850 Zuschauer. SR: Erlachner, Tore: 96. Monighetti 0:1, 103. Carvalho 0:2.
FC Klingnau: Meier; Juric (106. Aliaj), Kalyon, Scherrer, Kabashaj; Gjokaj, Renna, Paraszhidisz (59. Günes (106. Bicvic)), Golaj; Thaqaj (99. Shabani), Gusturanaj.
FC Chiasso: Bellante; Iberdemaj (84. Belometti), Martignoni, Lurati, Monighetti; Padula, Charlier, Kabacalman (48. Adamczyk), Milinceanu; Batista (63. Carvalho), Josipovic.