Klingnau gewinnt episches Cup-Derby

In einer irren Cup-Partie behält Klingnau mit 4:3 das bessere Ende für sich. Die Städtli-Kicker stehen im Viertelfinale, während sich Koblenz nun gänzlich der Mission Ligaerhalt widmen kann.

 

von Alessandro Crippa

Jeton Kicaj vom FC Koblenz sinkt ausgelaugt zu Boden, als der Schiedsrichter die Partie nach 120 intensiven Minuten beendet. Neben ihm rennen Klingnauer vorbei, feiern den Triumph. «Hauptsache weiter», sagte Trainer Kovacevic unmittelbar nach Spielschluss. Man hat die Last, die von ihm abgefallen ist, quasi sehen können. Klingnau gelingt dank dem Sieg ein Befreiungsschlag. Verbesserungspotenzial ist aber nach wie vor vorhanden.

 

Ahmetaj eröffnet den Torreigen

Wer dem Spiel erst nach der Pause beiwohnen konnte, der hatte ausser ein paar wenigen Aktionen nicht viel Nennenswertes verpasst. Nach 27 Minuten wurde es nach einem Freistoss von Valon Ahmetaj gefährlich, doch Koblenz-Goalie Kristian Gräni entschärfte die Situation souverän. Und auch nach 41 Minuten konnte sich Gräni gute Noten abholen, als er den Schuss von Arbnor Gjokaj unschädlich machte.

Die zweite Halbzeit aber begann mit einem Paukenschlag. Ein Eckball von Valon Ahmetaj flog auf den ersten Pfosten zu, wurde aber von niemandem berührt. Der Ball flog zwischen Gränis Beinen hindurch, sprang vom Boden an die Latte und von dort hinter die Linie. Eine erste Kuriosität in einer Partie, die noch viel verrückter werden sollte.

 

Hasan Brkic gelingt der Ausgleich

Hinz und Kunz hatte sich auf dem Sportplatz in Klingnau versammelt, um das zweite Derby in dieser Saison zu sehen. Und die Zuschauer wurden für ihr Eintrittsgeld entschädigt.

Gleich nach dem ersten Klingnauer Tor wollte das Heimteam nachlegen. Nexhdet Gusturanaj lancierte Arbnor Gjokaj, dieser schoss den Ball aber über das Tor. Und auch in der 58. Minute verpasste es Klingnau, ein weiteres Tor zu erzielen. Zuerst klärte Gräni eine Hereingabe von Kabashaj etwas zu kurz, danach wollte sich Adili den Ball zu lange zurechtlegen und am Ende lag der Ball bei Ahmetaj, der ihn am Tor vorbeischoss.

Nach je einer weiteren Chance auf beiden Seiten _ Merki für Koblenz und Ahmetaj für Klingnau _ bekam Koblenz in der 70. Minute einen Freistoss zugesprochen. Der Ball kam zur Mitte und es herrschte das pure Chaos vor Marino Miotti, dem Klingnauer Schlussmann. Hasan Brkic spedierte den Ball schlussendlich ins Tor, worauf grosser Jubel bei den Gleb-Blauen ausbrach. Der erstmalige Ausgleich war Tatsache.

 

Erneuter Führungstreffer und erneuter Ausgleich innert Kürze

Doch die Koblenzer Freude währte nur kurz. Zwei Zweigerumdrehungen später trat der Klingnauer Freistoss-Spezialist Ahmetaj einen Ball zur Mitte, den Innenverteidiger Bora Kalyon mit dem Kopf ins Tor beförderte. Klingnau führte also schon wieder.

Die Partie war nun ein offener Schlagabtausch. Dann war die Reihe wieder an Koblenz. In der 77. Minute war es dann Tobias Merki, der nach einem Freistoss von Meriton Shabani den Ball über die Linie drücken konnte. Wieder Tor, wieder Ausgleich. Was für eine verrückte Partie!

 

Beciraj kann zum dritten Mal ausgleichen

Bis zum Ende der regulären Spielzeit blieben die ganz grossen Torchancen aus, obwohl Klingnau ständig am Drücker war. Die Verlängerung musste das Spiel entscheiden.

In der 93. Minute war es wieder der Klingnauer Captain, Bora Kalyon, der den Ball ins Tor beförderte. Die Vorlage kam von Florian Adili. Auch dem fünften Tor war eine Standard-Situation vorausgeganen.

Was jetzt kommt, ist absehbar. Die nächste gute Aktion gehörte dem FC Koblenz. Jeton Kicaj, nach einer Stunde eingewechselt, warf einen Einwurf in den Strafraum, wo Hasan Brkic verlängerte. Am zweiten Pfosten stand Koblenz-Captain Durim Beciraj völlig frei und traf zum 3:3.

 

Gusturanaj schiesst Klingnau ins Glück

Die Spieler, am Ende ihrer Kräfte, versuchten noch einmal alles. Man bekam das Gefühl, Klingnau sei noch etwas frischer. Und tatsächlich: Florian Adili, der im Mittelfeld rackerte, liess mit einer schönen Körpertäuschung seinen Gegenspieler stehen und bediente seinen Stürmer Nexhdet Gusturanaj. Dieser konnte den Ball am herauseilenden Kristian Gräni vorbeischiessen. 4:3 für Klingnau, es war der Schuss ins Glück. Denn die letzte gefährliche Aktion, einen Freistoss von Meriton Shabani in der 115. Minute, konnte Marino Miotti entschärfen. Aber es brauchte eine Glanzparade.

 

Die nächsten Gegner im Blick

Fünf Minuten später war Schluss, Koblenz ausgeschieden. Dennoch war Interimstrainer Christian Rist zufrieden mit der Leistung seiner Mannschaft: „Wir haben gut mitgehalten, das hat jeder gesehen.“ Nun könne man sich aber voll und ganz auf die Meisterschaft konzentrieren, meinte Rist und hielt bereits einige Unterlagen zum nächsten Gegner, dem FC Frick, in der Hand. „Wichtig ist, dass wir die verbleibenden zwei Spiele bis zur Winterpause gewinnen.“

Auch Klingnau hat bald das nächste Spiel. Am Samstag trifft die Kovacevic-Truppe auswärts auf den FC Kölliken. Dann wird auch die Abwehr rund um Captain Bora Kalyon im Fokus stehen. Aber gestern Dienstag war er dennoch der Matchwinner mit zwei Toren, oder? „Nein, das bin ich nicht. Sicher nicht, wenn wir hinten drei Tore kassieren“, meinte der Innenverteidiger selbstkritisch und meinte, es gäbe noch einiges zu verbessern für die Partie am Samstag.

Dann lief er zusammen mit Danijel Kovacevic davon und genoss den Sieg. Trotz merklicher Verunsicherung setzte sich Klingnau durch. In einem Derby, das alles beinhaltete, was eben zu einem solchen Spiel gehört. Kampf, Tore, Sieger und Verlieren. Es war episch gestern Abend im Grie!

 

Telegramm:

Sportplatz Grie, Klingnau, 150 Zuschauer. Tore: 46. Ahmetaj 1:0, 70. H. Brkic 1:1, 72. Kalyon 2:1, 77. Merki 2:2, 93. Kalyon 3:2, 99. Beciraj 3:3, 105. Gusturanaj 4:3.

Aufstellungen:

FC Klingnau: Miotti; Juric, Kalyon, Maric, Kabashaj; Gjokaj, Ahmetaj, Paraszhidisz (91. Thaqaj), Adili, Maloki (75. Golaj); Gusturanaj (113. F. Bicvic).

FC Koblenz: Gräni; Seiler, Beciraj, H. Brkic, Aliaj; Suka (73. Alili), Hasani (61. Kicaj), Merki, M. Shabani, Halili; S. Shabani (106. S. Kovacevic).