Der ambitionierte Aufsteiger

Nach vier Saisons in der 2. Liga Aargau spielen die Städtli-Kicker in der neuen Saison im überregionalen Fussballbetrieb. Bereits am 11. August startet die Meisterschaft, weshalb nicht viel Vorbereitungszeit bleibt. Dennoch hegt der Verein gewisse Ansprüche.

Die Hitze der letzten Tage war teilweise kaum zu ertragen, die Fussballer des FC Klingnau mussten dennoch draussen schwitzen und sich auf die neue Saison vorbereiten. Ebenfalls mitten in den Vorbereitungen steckt ein weiterer Mann, der rund um den Club viel leistet. Er steht allerdings nicht auf dem Platz, ist dennoch aber eine wichtige Figur, wenn nicht sogar die wichtigste im Verein: Präsident Roger Meier.

Sein Anteil an den jüngsten Erfolgen ist enorm. Nach dem Aufstieg in die 2. Liga im Jahr 2015 war es vor allem auch er, der dafür sorgte, dass der FC Klingnau eine kompetitive Mannschaft in der höchsten kantonalen Liga stellte. Gleich auf Anhieb schaffte es das Team auf den dritten Rang. Nach zwei zweiten Plätzen klappte es im Juni mit dem Aufstieg in die 2. Liga inter, mit dem man bereits zuvor ein wenig geliebäugelt hatte.

Schon lange dabei: Nexhdet Gusturanaj will für Klingnau – wie hier in Lenzburg – weitere wichtige Tore schiessen. (Bild: F. Schefer)

Es fehlen Sportplätze

In Meiers Büro stehen die drei Pokale aus der jüngsten Vergangenheit. Die beiden Cupsiege wurden in den Jahren 2016 und 2018 errungen, der Meisterpokal im Juni. Dass die Trophäen nicht im Clubhaus aufgereiht sind, zeigt ein zentrales Problem auf. Dem FC Klingnau fehlt eine solche Einrichtung, weil der Sportplatz Grie betreffend Infrastruktur zu wünschen übrig lässt. Hoffnung gibt Meier der bewilligte Planungskredit der Stadt Klingnau. Mit diesem soll geprüft werden, ob im Gebiet Grie neue Sportplätze entstehen können. Der dringendste Wunsch ist laut Meier zurzeit ein Container, in welchem während der kalten Herbst- und Wintermonate die Halbzeitbesprechungen abgehalten werden können – auch der Gastfreundschaft wegen. Aber nicht nur Container wären wünschenswert, auch ein zweiter Platz beispielsweise. «In der neuen Saison wird es eine Herausforderung, wie wir den Spielbetrieb mit nur einem Platz über die Bühne bringen», sagt der Präsident deshalb.

Mittelfeldplatz als Ziel

Sportlich läuft es dem FC Klingnau besser. Neben dem Fanionteam ist auch die zweite Mannschaft aufgestiegen – von der fünften in die vierte Liga. Das soll aber noch nicht das Ende bedeuten, die dritte Liga soll schon bald ins Visier genommen werden. Für das Flaggschiff – die erste Mannschaft – dürfte aber die 2. Liga interregional das höchste der Gefühle sein. Der Sportplatz wäre auch nicht tauglich für die 1. Liga und daneben wird auch die sportliche Herausforderung in der nächsten Saison gross. Roger Meier ist aber zuversichtlich: «Wir haben eine starke Mannschaft, mit der wir uns nicht verstecken müssen.» Das vordere Mittelfeld sei das Ziel und das ist durchaus realistisch. In der Vergangenheit hatten die Aargauer Aufsteiger nämlich keine Mühe, in der 2. Liga interregional zu bestehen. Die letzten drei Aufsteiger Schöftland, Wettingen und die Eagles Aarau klassierten sich in der letzten Saison allesamt in der vorderen Tabellenhälfte, die Eagles Aarau wurden als Aufsteiger gar Dritter.

Trotz fehlender Sportplätze ist Roger Meier zuversichtlich, dass die neue Saison eine erfolgreiche für den FC Klingnau werden kann. (Bild: A. Crippa)

Neuer Trainer, neue Konstellation in der Defensive

Die Saison 2019 / 2020 nimmt der Club aus dem Städtli mit einem neuen Trainer in Angriff. Er heisst Gianluca Pasanisi und hat im Jahr 2018 auch einige Monate den FC Koblenz betreut. Er wohnt mit seiner Familie in Endingen und freut sich, dass er wieder im Zurzibiet wirken kann. Präsident Meier hält grosse Stücke auf den ehemaligen Assistenztrainer der GC-Frauen: «Er ist immer sehr gut vorbereitet und bringt einen grossen Erfahrungsschatz von früheren Trainertätigkeiten mit.» Auch dass beispielsweise die Abwehr personell neu besetzt wurde und noch nicht so eingespielt ist, sieht Meier deshalb nicht als grosses Problem. «Die Vorbereitungszeit ist sicherlich kurz, das ist klar. Aber wir haben sehr gute Verteidiger, deshalb wird die Angewöhnungszeit nicht allzu lange dauern.»

Sieben neue Akteure dabei

Aber nicht nur der Trainer ist neu, sondern auch mehrere Spieler. Vom FC Döttingen kommt Goalie Fatlind Bytyqi in die Mannschaft und wird mit Robin Meier zusammen ein Gespan bilden. Cyrill Thrier kommt vom FC Regensdorf, dem vormaligen Verein von Trainer Pasanisi. Thrier ist Innenverteidiger und wird eine Verstärkung sein für die Mannschaft. Ebenfalls neu ist Serkan Korkut, der zuvor beim VfB Waldshut spielte. Daneben werden auch junge Spieler wie Arianit Ibrahimi (Jahrgang 2001), Dario Branco Ferreira (2001) und Paulo Arias (2000) ins Team integriert. Gerade auch von diesen Spielern zeigt sich Roger Meier entzückt. «Sie zeigen vollen Einsatz und werden sicherlich eine faire Chance erhalten, sich zu beweisen.»

Der eigentliche «Königstransfer» ist aber die Wiederverpflichtung von Mittelfeldspieler Florian Adili. Er hat zuvor beim FC Wettingen gespielt – in der 2. Liga interregional. Davor war er schon beim FC Klingnau aber auch dem FC Othmarsingen tätig. Zwar ist Adili nicht Kapitän des Teams, ihm kommt aber dennoch eine zentrale Rolle zu, weil er eben die Liga an und für sich wie auch die anstehenden Gegner des FC Klingnau kennt. Deshalb führt Trainer Pasanisi viele Gespräche mit Adili, bindet ihn in seine Überlegungen ein.

Florian Adili (hier im Spiel gegen den FC Koblenz im Oktober 2017) ist wieder zum FC Klingnau zurückgekehrt. (Bild: A. Crippa)

Reisen logistisch lösbar – Erinnerungen an den guten Start 2015

Neu muss der FC Klingnau auch einige weitere Reisen auf sich nehmen, zum Beispiel nach Freienbach im Kanton Schwyz. Auch Auswärtsspiele in Olten sind nicht gerade «vor der Haustüre», dennoch hat Roger Meier in dieser Hinsicht keine Bedenken: «Eine logistische Meisterleistung werden wir hier nicht vollbringen müssen. Letzte Saison mussten wir beispielsweise auch nach Gontenschwil oder Kölliken fahren.» Allenfalls wird der FC Klingnau einmal mit einem Kleinbus an ein Auswärtsspiel fahren, gleich einen Car zu mieten, schwebt dem Präsidenten aber nicht unbedingt vor.

Zuerst geniessen die Zurzibieter aber ein Heimspiel. Zum Auftakt in die neue Saison spielen sie am Sonntag, 11. August um 16 Uhr zuhause gegen den FC Freienbach. Neben Absteiger Zofingen ist diese Mannschaft sicherlich sehr stark einzuschätzen, denn sie wurde in der letzten Spielzeit Zweiter hinter Aufsteiger Dietikon. Der FC Klingnau will sich aber im ersten Spiel auch sogleich die ersten Punkte sichern. Das letzte Mal, als er in eine neue Liga kam, gelang dies nach Wunsch. Am 14. August 2015 bezwang er den FC Othmarsingen zuhause mit 3:1. Unter den Torschützen mit Brahim Maloki und Arbnor Gjokaj zwei Spieler, die noch heute wichtige Spieler im Kader sind. Ein gutes Omen?