2. Liga: FC Koblenz – FC Klingnau 3:2 (1:1) Ein elektrisierendes Derby! – Koblenz gewinnt es

Das Zurzibieter Derby in der 2. Liga beinhaltete alles, was ein Derby eben so beinhaltet. Koblenz behielt das bessere Ende für sich und gewann 3:2.

KOBLENZ (ac) _ Vielleicht musste es so sein, dass ausgerechnet Meriton Shabani das Siegtor für den FC Koblenz schoss. Und vielleicht musste es auch sein, dass dies nur gerade vier Minuten vor dem Ende des Spiels geschah. Als Radi Schibli nämlich noch Trainer beim FC Koblenz war, spielte Shabani keine grosse Rolle. Schibli liess den Offensivspieler meistens auf der Bank. «Heute habe ich ihm meine Qualitäten aufgezeigt», meinte der junge Koblenzer, der sogar Captain ist, nach der Partie mit einem Lachen auf dem Gesicht.

Dass nach dem Spiel so viel gelacht werden konnte, war kurz nach Beginn der Partie noch nicht absehbar. Bereits in den ersten fünf Minuten geschah einiges. Zuerst prüfte der Klingnauer Captain Bora Kalyon seinen eigenen Goalie, als ihm ein Klärungsversuch mit dem Kopf missriet. Gerath war aber auf der Höhe, lenkte den Ball über die Latte. Beim anschliessenden Eckball ging dann noch einmal ein Aufschrei durchs Publikum auf der Eichhalde. Samir Brkic setzte seinen Kopfball an die Latte.

Koblenz besser, Klingnau mit dem Tor

Koblenz hatte offensichtlich den besseren Start erwischt, drängte Klingnau geschickt zurück. Auch vom Schock, dass Arjanit Kabashaj bereits nach fünf Minuten vom Feld musste, erholte sich das Heimteam schnell. Der junge Mittelfeldregisseur, letzte Saison noch im Dress des Gegners auflaufend, hatte sich ohne gegnerische Einwirkung am Oberschenkel verletzt. «Da ist wahrscheinlich etwas gerissen», sagte er nach dem Spiel mit verzogener Miene.

Dass Klingnau mit der ersten Chance in Führung ging, war für Kobelnz denkbar schlecht. Es waren knapp zehn Minuten gespielt, als Besnik Golaj auf der linken Seite den Ball erhielt. Er spurtete los und liess sich von drei Koblenzern nicht vom Ball trennen. Er spielte kurz vor dem Strafraum Kovacevic an, der den Ball dann aber Gjokaj überliess. Der Klingnauer Flügel fackelte nicht lange, zog nach einem Haken zur Mitte und schlenzte das Leder mit dem linken Fuss unhaltbar in die linke untere Torecke. Der Jubel war riesig, die Koblenzer hingegen konsterniert.

Schiedsrichter immer wieder im Mittelpunkt

Koblenz reagierte aber nicht etwa hysterisch auf den Gegentreffer, im Gegenteil. Die Marschroute blieb die gleiche. Es wurde munter nach vorne gespielt. Wie von Radi Schibli vor der Partie angesprochen, waren die Koblenzer oft mit Einwürfen gefährlich. Jeton Kicaj war für diese zuständig. In der 15. Minute stieg im Strafraum der aufgerückte Innenverteidiger Hasan Brkic hoch und traf wiederum nur die Latte. Anhand der guten Chancen wäre ein Koblenzer Ausgleichstor durchaus verdient gewesen.

Nach dieser Chance flachte das Spiel ein wenig ab, das Tempo blieb aber hoch. Die beiden Mannschaften griffen nun mehr zu taktischen Fouls, welche aber vom Unparteiischen nicht immer unterbunden wurden. Der extra aus dem Tessin angereiste Schiedsrichter arbitrierte die Partie leider nicht gut. Er liess zu viel laufen und viele Fouls hatten keine gelbe Karte zur Folge.

Kurz vor der Pause kreierte dann Klingnau noch drei Torchancen. Pavo Maric kam an der Mittellinie an den Ball und wollte wahrscheinlich Nexhdet Gusturanaj in der Sturmspitze anspielen. Doch sein Ball geriet zu lang und zu hoch. Aus diesem Grund wurde es dann für Cihan Ceylan im Koblenzer Tor doch noch gefährlich. Er musste den Ball über die Latte lenken. In der 41. Minute liess Kovacevic einen Ball, der für ihn gedacht war, einfach zwischen den Beinen durch. Er sah aber, dass Gusturanaj so in einer sensationellen Position das Leder annehmen konnte. Er sah aber auch, dass sein Sturmpartner den Ball über das Tor drosch. In der Nachspielzeit der ersten Hälfte kam Kovacevic selber dann noch zu einer Kopfballchance, die er aber auch nicht verwerten konnte. Ceylan parierte sicher.

Traumtor von Samir Brkic

Gleich nach der Pause ging ein Raunen durch die Zuschauerränge auf der Eichhalde. Nicht nur einer raufte sich die Haare. Koblenz hatte wieder eine Chance ausgelassen. Aber Koblenz kam auch wieder besser in die Partie. Und doch war es wieder Klingnau, das einen Treffer erzielte. Nach einem Fehlpass von Shabani ging es ganz fix. Gusturanaj konnte Kovacevic lancieren und dieser krönte seine starke Leistung mit einem Tor. Es war bereits der siebte Treffer des Stürmers in dieser Spielzeit.

Wer jetzt Einbahnfussball erwartete, sah sich getäuscht. Koblenz gab sich noch nicht geschlagen. Es wurde gekämpft, und zwar um jeden Zentimeter. Der Platz, der sonst schon nicht in einem perfekten Zustand war, litt. Nach einer knappen Stunde hätte Durim Beciraj vom Platz gestellt werden müssen. Bei einem Kopbfallduell rammte er sein Knie in Arbnor Gjokajs Rücken. Der Schiedsrichter aber ahndete die Aktion nicht und liess sogar weiterspielen.

Die vielen Aktionen, die vom Unparteiischen nicht sanktioniert wurden, gaben den Koblenzern Auftrieb. Sie waren die deutlich aggressivere Mannschaft. Sie gewannen nun fast jedes Duell im Mittelfeld. Nach etwas mehr als einer Stunde kam Samir Brkic an den Ball. Er lief in Richtung Strafraum. Als er abzog, war er aber noch knapp 25 Meter vom Tor entfernt. Der Ball passte trotzdem. Goalie Gerath konnte sich noch so strecken, der Ball fand den Weg an ihm vorbei ins Lattenkreuz. Ein Riesentor! Brkic liess sich zurecht feiern. Sein Jubel war wohl auch noch eine Anspielung auf Radi Schibli. Der Trainer holte ihn nach Klingnau, schickte ihn aber noch in der laufenden – damals 3.-Liga-Saison – weg, denn er genügte seinen Ansprüchen nicht. Bei den Koblenzern ist er hingegen unbestrittener Stammspieler und Torgarant.

Shabani, der Matchwinner

Das Feuer beim FC Koblenz war nun definitiv entfacht und es gab nur noch eine Spielrichtung. Das Klingnauer Tor wurde ins Visier genommen. Nur wenige Minuten nach dem Anschlusstreffer fiel auch schon der Ausgleich. Wiederum war es ein Einwurf von Kicaj, der den Weg in den Strafraum fand. Dieser wurde verlängert und der eingewechselte Natcha Jongjaroen konnte einnicken. Er wurde in der Mitte zu wenig gedeckt, die Klingnauer Innenverteidiger standen viel zu weit weg.

Klingnau war komplett von der Rolle. Der FC Koblenz seinerseits powerte unbeirrt weiter. In der 76. Minute konnte dann Oliver Atalla gerade noch auf der Linie klären. Gerath wäre schon geschlagen gewesen. Hingegen war er in der 82. Minute auf der Höhe seiner Aufgabe, als er einen Weitschuss Bajramis parierte. Auch Bajrami spielte letzte Saison noch beim FC Klingnau. Den Kampfgeist, den Bajrami an den Tag legte, liess der FC Klingnau im zweiten Umgang vermissen.

In der 86. Minute war es dann so weit, Meriton Shabanis Stunde hatte geschlagen. Zwar war dem Treffer ein klares Foul auf der Aussenbahn vorangegangen, doch die Pfeife des Schiedsrichters blieb stumm. Shabani konnte in der Mitte den Ball behaupten und dann überlegt einschieben. Der Jubel war grenzenlos.

Burckhoff spricht von verdientem Sieg

Die Partie war aber noch nicht vorbei, Klingnau suchte mit allen Mitteln noch den Ausgleich. Den konnten die Städtli-Kicker aber nicht finden, weil der Koblenzer Abwehrverbund um Hasan Brkic sicher stand. Zum Ende der Partie gab es dann nach einem Foul von Morina an Goalie Gerath noch eine Rudelbildung. Gerath leistete sich noch eine Tätlichkeit, wurde aber nur mit der gelben Karte bestraft.

Als das Spiel nach 94 intensiven Minuten abgepfiffen wurde, war der Jubel seitens Koblenz grenzenlos, alle Dämme brachen. Es wurde gefeiert und getanzt. Auch Detlef Burckhoff, der Trainer, war happy: «Ich denke, dass wir es übers gesamte Spiel gesehen, mehr verdient haben.» Seine Mannschaft hätte die besseren Torchancen gehabt. Damit hatte er nicht unrecht. Angesprochen darauf, ob er seiner Mannschaft am Winzerfest eine Runde spendiere, sagte er: «Nein, das geht nicht. Ich bin blank!» Sein Captain, Meriton Shabani, befand indes: «Jetzt können wir dafür mit breiter Brust dorthin gehen.»

Nächstes Derby im Mai 2017

Sein Gegenüber, Radi Schibli, konnte es immer noch nicht ganz fassen, dass seine Mannschaft das Spiel aus der Hand gegeben hatte. «Im Mittelfeld haben wir keinen Zweikampf mehr gewonnen nach dem zweiten Tor.» Nun gilt es für Klingnau, das Spiel abzuhaken und den Blick nach vorne zu richten. Der nächste Gegner heisst am Freitag FC Kölliken. Für Koblenz geht es am Samstag beim FC Brugg weiter, der sich momentan nicht gerade in Topform befindet. Meriton Shabani drückte es richtig aus: «Heute haben wir gesehen, dass wir jeden Gegner schlagen können.» So besteht also auch gegen den renommierten Club aus der Wasserschlossregion eine Chance, drei Punkte zu entführen.

Wenn es im Mai des nächsten Jahres erneut zum Derby kommt, wird die Spannung wieder gross sein. Wenn Koblenz so weiter spielt, wie bisher, muss Klingnau auch zu Hause um die Punkte bangen. Es bleibt noch zu hoffen, dass die Verantwortlichen des Fussballverbandes dann einen Schiedsrichter aufbieten, der die Partie mit einer klaren Linie führt und die gelben Karte nicht so sattelfest in der Tasche hat, wie es beim Unparteiischen am Samstag der Fall war.

Aufstellungen

FC Koblenz: Ceylan; Seiler (78. Suka), H. Brkic, Beciraj, Bajrami; Aliaj, Kabashaj (5. Hajdini (46. Jongjaroen)), Kicaj, Morina; Shabani; S. Brkic.

FC Klingnau: Gerath; Juric, Kalyon, Praszhidisz, Golaj, Gjokaj, Maric, Maloki, Atalla (78. Stauffer); Kovacevic; Gusturanaj (81. Bektasi).